Samstag, 15. Dezember 2012

Chris Anderson: The long tail

Einflussreich, brilliant geschrieben, mit klarer, neuer Kernbotschaft, tolles Sachbuch. Nicht alle Voraussagen trafen ein. Vielleicht wäre etwas weniger mehr gewesen.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Walter Mosley: The long fall

Eine echte schwarze Stimme, ein echter Noir-Krimi mit entsprechenden Charakterzeichnungen, die larger than life nichts vermissen lassen. Mich hat er aber einfach nicht so richtig gepackt, vielleicht bin ich auch nicht die Zielgruppe.

Mittwoch, 28. November 2012

Karen Duve: Taxi

Nicht so gut wie Regenroman, dennoch sehr unterhaltsam, im typischen Sound der Schriftstellerin, etwas enttäuschend die Remixe bzw. Sekundärverwertungen zu "Keine Ahnung". Die Taxi-Stories in Abwechslung mit dem Plot-Korsett (wenn man so will) funktionieren OK, eigentlich hätte das Buch aber auch ohne die Taxigeschichten gut unterhalten. Die autobiographischen Anklänge berührend.

Karen Duve: Keine Ahnung

Kurzgeschichtensammlung, offenber das erste Buch, bzw. das zweite, denn die ebenfalls hier enthaltene Geschichte "Im tiefen Schnee" war ja schon vorher erschienen. Nicht alle Geschichten von gleicher Qualität, alle gut, manche wirklich gut, "Im tiefen Schnee" wirklich brilliant.

Alle Aspekte von Duves Schreiben sind auch hier schon erkennbar, eine schöne Entwicklungsstudie der Schriftstellerin.

Montag, 19. November 2012

Ferdinand von Schirach: Karl Tohrbergs Weihnachten

3 Geschichten, 10 Euro, in diesem Fall dürfte der Autor mehr verdienen als an manchem Fall vor Gericht...

Die Geschichten sind mehr oder weniger vom gleichen Schlag wie S. andere Stories, also eine Rückkehr vom Roman zur kürzeren Form. "Der Bäcker" lässt dabei etwas die Schirach-typische Fallhöhe vermissen. Das eher psychologische Portrait im zweiten Fall ist schon eher ein klassischer "Schirach", Karl Tohrbergs Weihnachten gehört dann wieder zu seinen besseren Stories.

Bei Licht und Schatten nach seinem ersten Buch darf man gespannt sein, in welche Richtung sich der Autor entwickelt.

Max Goldt: Texte aus den in deie Vergriffenheit...

Wie immer, großes Tennis, einige seiner besten Texte sind dabei (zB "Beläge").

Sonntag, 4. November 2012

Don Winslow: Savages

Mit Wissen und Poesie einen ordentlich dumpfen Actionreisser zu verfassen - das können nur wenige.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Richard Lloyd Parry: People who eat darkness

Dokumentarischer Bericht über einen in UK offenbar sehr bekannten Vermisstenfall. Der Autor schafft es, die japanische Kultur geduldig zu erklären, da eröffnen sich für den Laien neue Horizonte. Die Welt des Entführers bleibt dem Leser verschlossen (kein Wunder). RLPs Verdienst ist es, über den Tellerrand der Reportage hinaus zu blicken und zu versuchen, dem Leser hier Erkenntnisse zu vremitteln. Teilweise regen sich allerdings Zweifel, ob die Reportage an allen Stellen korrekt gewichtet und perfekt lektoriert ist. Dennoch ein interessantes Buch.

Karen Duve: Regenroman

Mein erstes Buch von Karen Duve, für mich eine echte Entdeckung. Zwischen lovecraftschem Horror, biblischer Weltuntergangsvision und einigen schlechten Beziehungstagen im Matsch oszilliert dieser Roman. Die Autorin fasiziniert mit einem nüchtern-komischen Stil, der die unglückliche Geschichte enorm beflügelt. Überrascht haben mich die Sprünge in der Darstellung, die aber auch wohl geglückt sind. Einzig Martina hat mich als Charakter nicht überzeugt und wurde gegen Ende auch irgendwie lieblos fallengelassen. Tolles Buch!

Sonntag, 30. September 2012

Max Goldt: Ein Buch namens Zimbo

Wunderbar wie alle, enthält die Rede zum Kleist-Preis.

Samstag, 22. September 2012

Max Goldt: Wenn man einen weißen Anzug anhat

Durch die Tagebuchform verliert MG tatsächlich etwas von seinem Fabulierdrive, wie er schon im Vorwort ahnte. Dafür erhält das Buch etwas Struktur, an der man sich entlanghangelt, man hat mehr das Gefühl, beim Autor zu sein. Das ist auch schön.

Dienstag, 21. August 2012

Tim Renner: Kinder, der Tot ist nicht so schlimm

Seit langem mal wieder ein Buch richtig durchgearbeitet. Ein wirklich empfehlenswertes, interessantes Buch mit mehr Substanz als üblich, und das Ganze ist noch flott geschrieben.

George MacDonald Frasier: Royal Flash

Wahnsinnig witzig, britisch, politisch unkorrekt, ein schnelles Buch zum Abschalten und Spaß haben, wird nicht das letzte der Reihe sein, das ich gelesen habe.

Donnerstag, 16. August 2012

George Orwell: Books v Cigarettes

Beeindruckende Sammlung von Essays, die einen mir bisher unbekannten Orwell zum Vorschein brachten; von hohem biographischen Wert. Teils lustige, immer nachdenkliche Reminiszenzen. Besonders Such, such were the joys hat mir viel Freude bereitet.

Sonntag, 12. August 2012

Jussi Adler Olsen: Erbarmen

Unterhaltsame Ferienlektüre, literarischer Mehrwert aber nicht vorhanden.

Montag, 30. Juli 2012

Hans Werner Kettenbach: Kleinstadtaffäre

Es gibt offenbar einen typischen Kettenbach-Sound, der mir in "das starke Geschlecht" schon positiv aufgefallen war. Kettenbach schreibt präzise, aber leicht lesbar, ein Hauch von Melancholie weht über die Seiten.

Inhaltlich hat Kettenbach hier ein Buch über die Kleinstadt geschrieben, über unglückliche Liebe und große Egos, es werden verschiedenste Themen verhandelt. Das Buch ist eher als Panoptikum angelegt, das große, verbindende Leitthema dürfte "die Kleinstadt" in ihren Facetten sein. Die Menschen stellt Kettenbach immer sehr glaubwürdig dar, was ich für eine Stärke seiner Bücher halte.

Einziger Kritikpunkt: Die Länge des Buches ist durch nichts zu rechtfertigen. Etwa nach 2/3 hat Kettenbach eigentlich alles gesagt und könnte zu Ende kommen, aber es geht immer weiter und weiter. 

Montag, 16. Juli 2012

Osamu Tezuka: MW

Ein Thriller, der völlig over the top ist, bösartig, dämonisch, interessant. Aber auch mit Sideplots, die nicht so richtig passen wollen, ausufernden Schilderungen, psychologisch fragwürdigen Charakteren und gegen Ende einer Story, die für meinen Geschmack zu sehr in's James-Bond-hafte abdriftet. Dass die Zeichnungen sich nicht in Einklang mit der Story bringen lassen, mag einfach ein Zeitphänomen der 70er gewesen sein.

Montag, 9. Juli 2012

V.A. - WASD Texte Games Vol. 1

Mit 200 Seiten eher Buch als Zeitschrift, amüsante Lektüre für die ü30-Fraktion der Gamer, die doch irgendwie mittlerweile einen guten Teil des Marktes einnimmt und sich für die neue PCGames nicht begeistern kann. Einige Texte ließen noch zu wünschen übrig, aber mit der Zeit kann das noch wirklich was werden. Ich war zufrieden.

Sonntag, 1. Juli 2012

Rafael Horzon: Das weiße Buch

Wie das Leben RHs, oszilliert dieses Buch zwischen Kunst und Tatsächlichem, zwischen Autobiographie und etwas Anderem. Überraschend flüssig geschrieben, zutiefst inspirierend.

Thomas Mann: Mario und der Zauberer

Eine Geschichte, die den politischen TM, den Demokraten und "Kämpfer" gegen das faschistische Regime zeigt - aber auch ein spannendes Protokoll eines (wahren) Ereignisses. Die großen Themen Manns kommen natürlich auch alle vor.

Dienstag, 26. Juni 2012

Patrick Süßkind: Drei Geschichten und eine Betrachtung

Süßkinds Sprache ist so wunderschön, dass das Leseerlebnis im Grunde wie ein kleiner Urlaub ist. Die Geschichten haben alles, was große Literatur ausmacht - aber im Kleinen.

Montag, 25. Juni 2012

Lawrence Lessig: Code 2.0

Politisch vielleicht eines der wichtigsten Bücher des letzten Jahrzehnts, mit großer Kenntnis und unbändigem Willen zur Veränderung verfasst, ein Aufruf zum Handeln, ein juristisches Buch, das es schafft, auch Nichtjuristen zu fesseln.

Rudolf Gerhardt, Hans Leyendecker: Lesebuch für Schreiber

Das Buch habe ich einzig wegen Leyendecker als Autor gekauft, was interessante Lektüre versprach. Leider Etikettenschwindel, den L. hat lediglich ein Kapitel zum Buch beigetragen, was natürlich enttäuschend war.

Das Buch ist eine praktische Anleitung für Journalisten in allen Bereichen, von Reportage bis zur Rezension und scheut sich nicht, viele Beispiele und praktische Anleitung zu geben. Das Ergebnis hat mich leider nicht immer überzeugt, was auch daran liegen mag, dass Gerhardts Stil selbst nicht unbedingt als brilliant zu bezeichnen ist. Insgesamt für Volontäre etc. sicher interessant, für mich eher nicht.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Martin Walker: Schwarze Diamanten

Wie schon in den Bd. 1 und 2 vereint Walker einige Zutaten zu einem entspannenden Cocktail: Geschichtsstunden über Frankreichs bewegte jüngere Geschichte, die einen Bundesdeutschen ob ihrer Blutrünstigkeit in Staunen versetzt, Rezepte und Eindrücke aus dem französichen Landleben, das hier pilcheresk abgefeiert wird, zuletzt auch immer ein spannender Krimiplot und die wunderbare Hauptfigur Bruno, der die Geschichte durchaus tragen kann. Sprachlich ist an den Büchern auch nichts auszusetzen, beste angelsächsiche Zurückhaltung. Das Buch ist natürlich eher leichte Kost, aber einfach ein guter Krimi mit Sogwirkung, die vielen Charaktere muss man liebgewinnen.

An diesem Band wäre einzig zu kritisieren, dass der Krimiplot überambitioniert wirkt, gleichzeitig löchrig uns insgesamt unausgewogen. Während das Buch sich zunächst viel Zeit nimmt, kriegt Walker die Fäden am Ende kaum zusammen, was in deus ex machina - haften Auflösungswundern auf den letzten Seiten gipfelt, wo dann auch noch Rätsel geklärt werden, die der Leser nie als solche empfunden hat. Etwas mit der heißen Nadel gestrickt, also. Ansonsten: Weitermachen. 

Samstag, 9. Juni 2012

Christian Kracht: Imperium

Die Sprache, der mäandernde Strom der Geschichte, Zeit und Schicksal - und, natürlich, ein bißchen Humor. Großartiges Buch. Hakenkreuze habe ich keine entdeckt.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Christian Kracht, David Woodard: Five years

Der Briefwechsel ist nicht so spektakulär, wie man vielleicht anlässlich der Medienberichterstattung hätte denken können. Deutlich wird vor allem Krachts Camp-Ansatz, Kimyongilia, Nueva Germania etc pp. Spannend für den Leser wird es auch im letzten Viertel, in dem sich W. und K. begegnen und die Beziehung zwischen den beiden einen neuen Drive bekommt. Hier beginnt dann tatsächlich eine neue Ebene des künstlerischen oder organisatorischen Zusammenwirkens, das ist dann auch wirklich interessant. Wie in jedem Briefwechsel gibt es ansonsten auch viel Leerlauf, wie in jedem Email-Wechsel werden viele attachments geschickt und es wird auch schlicht allgemein dahergeredet. Insgesamt ist der Fokus deutlich auf das NG-Projekt gerichtet. Erstaunlich, dass Kracht aus dieser Sache letztlich kaum etwas gemacht hat, wenn man nicht Imperium als Produkt dieser Vorarbeiten deuten möchte, was ich aber nur begrenzt sehe.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Alan Beattie: False Economy

Man stelle sich vor, man hätte auf mehreren Parties Gelegenheit, sich in den Kreis von Leuten zu stellen, die Herrn Beattie beim Erzählen zuhören: Man hört faszinierende Geschichten, überraschende Zusammenhänge, lustige Details und jeden Menge Fakten, die von zunächst unerwartet scheinenden Geschichten zusammengehalten werden. Man ist fasziniert, man trinkt noch was, man ist berauscht. So stelle ich mir das jedenfalls vor, so war die Lektüre des Buches. Dass dieses einige grundlegende Schwächen aufweist (keine These, völlige Unfähigkeit, die eigene marktliberale Position angesichts aktueller Entwicklungen zu hinterfragen, vielleicht etwas zu schnelle Schüsse in der Logik) ist dabei egal. Das ist kein im engsten Sinn wissenschaftliches Buch. Es zeigt aber, wie großartig eine Welt sein kann, in der man Menschen wie Beattie auf Parties treffen könnte. 

Thomas Klugkist: 49 Fragen und Antworten zu Thomas Mann

Diese Einführung in Thomas Manns Werk ist - dem Titel entsprechend - etwas anders aufgebaut als die meiste Sekundärliteratur. Das soll einem offenbar das nötige Wissen auf die wichtigen Fragen auf Germanisten-Parties vermitteln. Warum auch nicht. Der Autor kann ausreichende Kenntnis und eine Riesenbegeisterung von Manns Werk ins Feld führen und vermittelt das auch gut. Man erfährt so einiges über Mann und seine Familie. Kleine Abers: Warum hat der Lektor nicht diese schrecklich verunglückten Halbsätze rausgestrichen? Und: Der Autor neigt zu Abschweifungen, grade nach hinten hin wird das Buch teilweise etwas blumig in freier Assoziation. Wen das nicht stört, bekommt ein unterhaltsames und gelehrtes Buch serviert.

Asfa-Wossen Asserate: Manieren

Asserates Buch ist etwas ganz besonders Schönes. Die gebildeten Betrachtungen, die er zu den verschiedensten Aspekten unseres Lebens anstellt - ganz im Stil einer eigentlich vergangenen Zeit - regen zum Nachdenken, zum Widerspruch oder zur Zustimmung an. Das ist Unterhaltung auf hohem Niveau, sprachlich wundervoll, in manchen Momenten brilliant. Dass das Buch nicht völlig von ihm selbst geschrieben worden sein soll ist da eigentlich fast nicht mehr wichtig.

Hartmut Lange: Der Therapeut

Sammlung von drei Novellen Langes, die seinerzeit in der FAS sehr gelobt wurde. Mich hat es nur mäßig begeistert, Lange bleibt immer im Ungefähren, im Andeutungsweisen, die Geschehnisse bleiben nebulös, der Erzähler teilweise unzuverlässig. Das ist ein interessanter Ansatz, auch die Stories boten genug Stoff, ich weiß also auch nicht, was genau mich gestört hat, insgesamt konnten mich die Geschichten aber nicht fesseln.

Thomas Gsella: Nennt mich Gott

Ein best-of aus dem Schaffen Gsellas. Wunderbare Gedichte zu jeder Lebenslage, manches, besonders die politischen Sachen, schon historisiert, anderes nach wie vor großartig und aktuell.

Christian Kracht (Hg.): Mesopotamia

Das Buch war vor allem ärgerlich. Ein avant-pop-reader? Was soll das sein? Dieses Buch ist es jedenfalls nicht, denn es gibt überhaupt keinen gemeinsamen roten Faden, keinen Ansatz, nichts, das diese Sammlung an Kurzgeschichten zusammenhält, außer, dass die Autoren offenbar gerne reisen und wahrscheinlich alle Freunde von Herrn Kracht waren. Ob dieser ihnen allen einen Gefallen getan hat, ihre Werke zur Veröffentlichung zu bringen, möchte ich dahingestellt lassen. Krachts eigene Geschichte ist, zu allem Überfluss, auch noch eine Doppelung, habe sie schon letztens in einem seiner Bücher (New Wave?) gelesen. Ein paar Geschichten hatten nette Ansätze und waren recht unerhaltsam, konnten das Buch aber auch nicht retten und ich hab auch schon wieder vergessen, welche das waren.

Donnerstag, 29. März 2012

Friedrich Dürrenmatt: Justiz

Die tieferliegenden Schichten des Romans - Chaos, Situation der Absurdität usw - vermochten sich mir nicht ganz zu erschließen. Die etwas zugänglicheren Motive - Justiz, Recht und Gerechtigkeit etc. - habe ich in anderen Büchern überzeugender entwickelt gesehen. Die karikierende Darstellung der Zürcher Gesellschaft hatte Böllsche Züge, und das ist nicht positiv gemeint. Zu einfältig, zu grell-komödiantisch für meinen Geschmack. Zuletzt der Plot: ein interessantes Spiel mit den Möglichkeiten, ein "what if"-Roman, der einschließlich seines unzuverlässigen Erzählers durchaus interessante Denkanstöße liefert. Dennoch: Der Plot zu durchkonstruiert, die Handlung wirr und, schlimmer noch, verwirrend, irgendwie lustlos das Ende. Überzeugend bleibt die wunderbare Sprache, ansonsten wird das Buch den Maßstäben, die man an diesen Autor ansetzen würde, für mich persönlich nicht gerecht.

Samstag, 17. März 2012

Robert Bolano: Das dritte Reich

Frühwerk von RB, angenehme, interessante Lektüre, insbesondere die Themen und Motive des Buches sind frisch und individuell, trotz des offensichtlichen Alters. Das Buch lebt von der Stimmung der subtilen Bedrohung, teilweise wird es mir etwas zu expressionistisch, es hätte vielleicht an einigen Stellen gestrafft werden können. Lohnend.

Freitag, 9. März 2012

v.a.: Kurz und bündig

Diese Sammlung von Kürzestgeschichten aus dem Diogenes-Verlag hat es wirklich in sich. Von Urs Widmer über Chandler bis hin zu den Gebrüdern Grimm sind die großen Namen des Diogenes-Verlags plus einige Gast-Stars versammelt und geben kleine Anekdoten, Denkansätze, Fragmente zum Besten. Mit viel Liebe zu kleinen Gedanken, zur Miniatur, zur Idee gesammelt.

Sonntag, 4. März 2012

Phillip Tingler: Perlen des Schicksals

Versammelte Essays, wenn man das so nennen möchte, alle mit Esprit zu Papier gebracht, einige wirklich witzig, manche so lala.

Freitag, 2. März 2012

Kyril Bonfiglioli: All the tea in china

Erbarmungslos witzig, ein echter Bonfiglioli, großes Tennis, trotz einiger typischer Schwächen, die Bonfiglioli aber letztlich auch als Stilmittel angerechnet werden können. Es hätte bspw. sicherlich geholfen, wenn er sich den Plot nochmal angesehen hätte, gegen Ende scheint er dann irgendwie die Lust verloren zu haben. Schade, denn hier wurde es nochmal richtig großartig.

Donnerstag, 1. März 2012

Christopher Brookmyre: All fun and games until somebody loses an eye

"Amüsante Spionagekomödie" oder sowas, ich habe irgendwie kein Gefallen daran gefunden.

Ingrid Noll: Falsche Zungen

Die Geschichten in diesem Buch bestechen durch Nolls Fähigkeit, in wenigen Sätzen die deutsche Vorgartenjägerzaunwelt überzeugend aufzubauen, um sie dann genüsslich wieder einzureißen. Intrigen, Kaltblütigkeit und Mord liegen hinter den Fassaden. Diese Welt portraitiert Noll mit großer sprachlicher Sicherheit und mit spürbarer Lust am Geschehen. Die Geschichten bleiben aber stehts auf einer rein unterhaltenden Ebene, nie hat man das Gefühl, Nolls Ambitionen würden darüber hinaus gehen. Im Vergleich mit den Kurzgeschichten Schirachs bspw. ist Falsche Zungen um einiges weniger lesenswert.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Philip Tingler: Fischtal

Tinglers erster echter Roman stellt eine positive Überraschung dar für all jene, die zuvor seine Essays und Stories gelesen haben. Sind letztere doch eher witzige Unterhaltungsliteratur, die auch gut in Magazinen aufgehoben sind, ist dieses Buch von literarischem Charakter.

Tingler erzählt die Geschichte seiner Familie in einem wunderbaren Ton zwischen Elegie und Ironie. Die Charaktere sind überaus liebevoll gezeichnet, das Bild der Familie als langsam zugrunde gehender Dynastie, mit den Großeltern larger than life, wird großartig transportiert. Auch die Stimmung des sterbenden West-Berlins, die hier die Parallele bildet, ist gekonnt eingefangen. Zuletzt ist der Roman eine einzige Verarbeitung von Tinglers Thomas-Mann-Erfahrungen. Das hätte natürlich tierisch in's Auge gehen können, ist aber mE sehr gut gelungen.

Die einzigen schwachen Momente sind die, in denen Gustavs Leben geschildert wird. Hier hält der Autor nicht durch und das Niveau sinkt hier und da - seltsam. Dennoch, ein tolles Buch, das auch mich oft genug an meine Kindheit hat zurückdenken lassen.

Dienstag, 28. Februar 2012

Martin Suter: Richtig leben mit Geri Weibel

Amüsantes Buch, die Geschichten haben ja MS Ruhm wohl mitbegründet. Im Vergleich mit seinen Romanen bleiben die Geschichten dann aber aber doch nicht so sehr im Gedächtnis. Jede für sich wie ein kleines Gläschen Aperol Sprizz in der ChampBar.

Samstag, 18. Februar 2012

Philipp Tingler: Stil zeigen!

In dieser Textsammlung zum Thema Stil werden wunderbare Illustrationen im Stil der 50er Jahre (á la "der kleine Nick") gezeigt. Die Texte sind lustig u. kurzweilig, wie immer bei PT, aber auch ein bißchen ermüdend auf die Dauer, das ist mir schon bei dem anderen Buch des Autoren (Leute von Welt) so gegangen. Das ganz und gar Überkandidelte, mit einer gehören Prise Intellekt versehen, ist ein netter Zeitvertreib, aber scheint nirgendwo hin zu führen.

Ein Rätsel bei Tingler sind mir die ständigen Wiederholungen innerhalb der Texte, die sicherlich schon als Stilmittel zu sehen sind, ganz manchmal keimt aber doch der Verdacht auf, dass die Textsammlung da einfach nicht sauber redigiert wurde.

Was bleibt: Ein amüsantes Buch ohne wesentlichen Inhalt, also ungefähr das, was Tingler als optimale Konversation bezeichnet. Insofern: Klassenziel erreicht.

Mittwoch, 15. Februar 2012

David Landes: Die Macht der Familie

Landes ist sicherlich ein eminenter Wissenschaftler. Dieses Buch allerdings ist eher von der plauderigen Sorte. Um das nicht falsch verstanden zu wissen: Es ist informativ, es ist spannend und interessant. Es bleibt aber eine farbige Aneinanderreihung von Erzählungen über einige der großen Familien des Industriezeitalters. Die Grundthese der "Macht der Familie" kann aber schon jede einzelne der Familienbiographien nur mit Mühe stützen, der Vielklang der unterschiedlichen Biographien aber gibt das erst recht nicht her. Schon eher wäre die "Macht des Zufalls", die "Macht des am richtigen Augenblicks an der richtigen Stelle Seins" eine geeignete These gewesen. Abgesehen davon also, dass es spannend ist, die verschiedenen Biographien auf sich wirken zu lassen, ist doch interessant, dass viele Geschichten nach einem ähnlichen Rise-and-Fall-Muster ablaufen, in dem die heutigen Erben eher Aktienpakete hin- und herschieben, die großen Industrien aber nur noch in Ausnahmen in Famlienhand bleiben.

Samstag, 11. Februar 2012

Sonia Rossi: Fucking Berlin

Das Buch lässt sich schnell durchschmökern. Es ist routiniert geschrieben (Lektor?) und liest sich flott, wenn natürlich auch die literarische Qualität nicht die allergrößte ist. Was aber irritiert ist der Mangel an Reflektionsfähigkeit und Einsichtsvermögen. Das Protokoll über ein Hurenleben, das hier präsentiert wird, beantwortet leider keine der Fragen, die der Leser an Frau Rossi so hätte. Es wirft vielmehr die Frage auf, wie es kommt, dass sie so konsequent an den entscheidenden Punkten vorbeischreibt. Dem "Wie", dem "Warum". Ein Buch von überraschender emotionaler Oberflächlichkeit.

Montag, 6. Februar 2012

Thomas Mann: Der Tod in Venedig und andere Erzählungen

Die großen Erzählungen Thomas Manns in einem Band, natürlich von S. Fischer. Alles Weltklasse, wobei ich persönlich den Tonio Kröger eher nervtötend fand. Schade, dass der Verlag in diesem Sammelbändchen mit Sekundärliteratur gegeizt hat.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Stephen King: Leben und Schreiben

Kings Autobiographie & Schreibkurs dürfte wohl sein persönlichstes Werk sein. In entspanntem Ton schildert er, wie er aus ärmlichen Verhältnissen kam und Glück, Reichtum und Leser fand. King konzentriert sich dabei auf seine Jugend, auf die Zeit, auf die es wohl ankommt, wenn es darum geht, wie und ob die eigene Karriere vorgezeichnet ist. King bleibt zu jedem  Zeitpunkt locker und jammert nicht, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte. Gegen Ende des Buches kommt er auf seinen schweren Unfall zu sprechen. Hier wird das Buch wirklich privat und ergreifend und man muss King für seinen Mut und seine Kraft Respekt zollen, diese Geschehnisse in solch sachliche Worte zu fassen.

Neben diesen autobiographischen Skizzen plaudert King etwas aus dem Nähkästchen, was aus seiner Sicht das erfolgreiche Schreiben ausmacht. Hier sind letztlich keine Überraschungen zu erwarten, es ist aber doch spannend, dass hier ein großer Autor den Mut hat, auch kleine Tipps zu geben. Zu selten haben "Stars" das Rückrat, sich so zu öffnen und der staunenden Menge zu präsentieren, dass auch sie  nur mit Wasser (und in diesem Fall einer Menge Phantasie) kochen. Eine interessante Note sind noch die Listen von Kings Lieblingsbüchern, die durchaus eine beeindruckende Länge vorweisen.

Insgesamt ist das Buch kein Klassiker unserer Zeit, kein großer Wurf, aber ein unglaublich privates, persönliches Buch, in dem der Autor auf eine Weise Nähe zulässt, die das Buch zu ewas ganz Besonderem macht.

Sonntag, 22. Januar 2012

V.A.: Macht - Organisiserte Literatur

Ich wollte immer mal in den Macht-Club, des tollen Namens und des schicken Logos wegen. Ich war nie da, und ich weiß jetzt, es ist nicht schlimm. Das Buch vereint das Best Of der Macht-Schreiber, und es ist ganz schrecklich, was man da teilweise zu lesen bekommt. Schreckliches blabla, Hipstergelaber, möchtegernkomplexe Gedanken werden einem serviert, unfertige Konzepte veröffentlicht, der Großteil der Geschichten ist einfach nicht gut. Ein paar sind dabei, die unterhaltsam und flott geschrieben sind, etwa diejenige von Karen Duve, den Gesamteindruck können sie nicht retten.

Hans Werner Kettenbach: Das starke Geschlecht

HWK wird eigentlich eher den Krimi-Autoren zugerechnet. Dieses Etikett würde dem einfühlsamen Buch allerdings nicht gerecht. Zwar kann auch hier die grobe Struktur zumindest als Justiz-Drama verstanden werden, dies ist aber nur das Gerüst, auf dem Kettenbach seinen Roman aufbaut. Auch wenn das große Thema des Buches das Altern und auch die Erotik des Alterns sind, habe ich es insbesondere als interessante und einfühlsame Charakterstudie dreier Personen begriffen, die auf interessante Weise umeinander kreisen. Kettenbach verzichtet auf einfache Antworten und es ergeben sich spannende Einsichten in die Psychologie dreier Personen in verschiedenen Lebensphasen. Besonders hervorzuheben ist dabei der Stil Kettenbachs, der immer sachlich und zurückgenommen bleibt, so dass die Menage á trois zu keinem Zeitpunkt klebrig wird. 

Montag, 16. Januar 2012

Franz Kafka: Bericht für eine Akademie

Furchtbar, unangenehm, sehr gut.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Donna Leon, Das Gesetz der Lagune

Donna Leon ist eine routinierte Schriftstellerin und versteht ihr Handwerk. Daher ist auch an diesem Buch nichts Gravierendes falsch. Dennoch wirkt der Ausflug in die Lagune uninspiriert und runtergeschrieben.

Die Liebesgeschichte der S. Elletra bleibt oberflächlich, die Schilderung des Fischerdorfes, hier Hauptattraktion, auch eher ermüdend und klischeebeladen, ebenso wie das lange hollywoodeske Finale. Vor allem aber ist der Plot, und das ist immer das Grundgerüst eines Krimis, unüberzeugend und eher spontan zusammenkomponiert. Spannung kommt nie auf und die Auflösung der Geschichte wirkt an den Haaren herbeigezogen.

Einen "Brunetti" kann man immer lesen, der Ton ist gut getroffen, einige interessante Einsichten bringt Frau Leon auch diesmal unter. Insgesamt aber ein deutlich schwächerer Vertreter der Reihe.



Anne Nürnberger, Jan Rentzow, Reich kann jeder

Lobenswert an diesem Buch ist die mutige Gonzo-Reportage, der sich die Autoren hier unterziehen. Im Laufe der Zeit wird spürbar, wie schwer es den beiden fällt, sich hier nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, welchen mentalen Kraftakt dieses Vorhaben, reich zu werden, darstellt. Passend hierzu Rentzows Stil, er schont sich nicht, er schont seine Kollegin nicht, er ist unterhaltsam und würde sicher die Neon-Redaktion gut unterstützen können.

Nicht lobenswert ist leider, dass das Buch keinen roten Faden, keine Haltung, keine Aussage hat, es hat keine Idee, keine Dramaturgie und bleibt leider in der Analyse erschreckend schwach. Für ein Sachbuch - und darum soll es sich ja letztlich handeln - ist das zu wenig. Das Buch wirkt unfertig wie eine Rohfassung. So viel Engagement die Autoren offenbar in der Recherche gezeigt haben, so faul sind sie dann in der Verarbeitung geblieben. So bleibt eine überlange, streckenweise unterhaltsame Reportage für ein Jugendmagazin o.ä. übrig, von einem Buch verlange ich deutlich mehr.

Dienstag, 3. Januar 2012

Justus Richter: Sex mit öffentlichen Mülleimern...

Ein schlechtes Zeichen, dass die Autoren dieses Buches nur unter Pseudonym auftreten. Entsprechend ist die Qualität. Das Buch ist leider ein Fall für den im Titel bereits angekündigten Mülleimer.

Vince Ebert: Bitte machen Sie sich frei

Comedy mit Anspruch ist eine schöne Idee. Akademische, bzw. Wissenschaftscomedy ebenfalls. Das Buch lockt mit dem Versprechen, dass sich hier Geist und Lachmuskel paaren, herauskommen möge dann interessante Unterhaltung. Leider nicht der Fall. Ebert bleibt leider auf beiden Ebenen hinter dem eigenen Anspruch zurück. Wissenschaft, ja, ein bißchen, aber jeder angelsächsische Science-Autor geht mehr in die Tiefe - und unterhält dabei noch besser. Und das ohne Comedyanspruch.