Montag, 29. August 2011

Patricia Highsmith: Ripley's Game

Das erste Ripley-Buch, das ich gelesen habe und auch das erste von PH. Leider war die Übersetzung bei Diogenes nicht besonders gelungen, um nicht zu sagen, sie war schlicht sehr alt, was den Lesefluss störte und auch nicht besonders elegant wirkte.

Der Roman hat eine interessante Ausgangsphase, leider hat mir die psychologische Komponente der Protagonisten nicht gut gefallen. Während wir durchaus an ihrem Innenleben teilhaben, bleiben sie gerade dann, wenn es interessant wird seltsam leer und überzeugen nicht. Etwas irritierend auch Ripley, der sich um seine Blumen und das Essen sorgt, während die Mafia bei ihm einfällt - nicht überzeugend.

Mit anderen Worten: Der Ansatz prima, ich kann mir auch vorstellen, dass sie es in anderen Büchern besser gemacht hat, hier geht das Konzept mE nicht auf. Dennoch bleibt PH eine gute Autorin, ich war sehr unterhalten und bereue die Lektüre nicht.

Samstag, 27. August 2011

Stephan Harbort: Ich liebte eine Bestie

Die Idee, ein Buch über die Frauen von dt. Serienmördern zu schreiben, war gut. Natürlich sind sie ebenfalls Opfer, niemand nimmt sie aber wahr, sie werden gesellschaftlich nicht selten geächtet. Die vielfältigen Rollen, die die Frauen in der Beziehung mit ihren Ehemännern spielen sind dabei ebenso interessant wie ein Einblick in die private, familiäre Seite dieser Monster.

Der Autor schreibt natürlich nicht besonders hochwertig, aber flüssig und die Geschichten lesen sich gut und sind offenbar von jemandem verfasst, der versteht, wovon er redet. Etwas enttäuschend ist, wenn man nach einigen Google-Recherchen feststellt, dass der Autor sich recht freizügig bei verfügbarem Pressematerial bedient hat.

Mittwoch, 10. August 2011

Frank Göhre: St Pauli Nacht

Ich hab länger nach einem Buch des St.Pauli-Zyklus von Frank Göhre Ausschau gehalten, nachdem ich ja schon "Kreuzverhöre" von ihm gelesen hab. Das Buch war tatsächlich beeindruckend:

Für einen deutschen Krimi von 93 vom Plot her sehr ambitioniert, auch sprachlich ist "der deutsche noir" hier deutlich erkennbar. Besonders stark war die Zeichnung der Figuren (was ja auch das Wichtigste in diesem Buch war). Die Menschen kamen glaubwürdig daher in ihrem Elend, wie sie am Kiez haften und von ihm aufgesogen werden - das wird glaubhaft und ohne falsche Scheu geschildert, das ist wirklich ziemlich gut. Auf der Soll-Seite ist allerdings ein streckenweise hölzern und - auf schlechte Art - ungeschliffener Sprachgebrauch zu verzeichnen, der die mangelhafte Qualität der deutschen Krimiszene in dieser Zeit in Erinnerung ruft. Der Plot ist schön gedacht, aber natürlich unfassbar konstruiert. Aber das will man dem Buch letztlich nicht anlasten. Insgesamt sicher ein bedeutendes Zeitdokument für die Entwicklung des deutschen Krimis, würde das Buch heute nicht mehr so reüssieren.

Montag, 1. August 2011

Eric Ambler: Die Maske des Dimitrios

Die Maske des Dimitrios ist einer der ersten großen Agententhriller der Literaturgeschichte. Umso genauer liest man ihn natürlich. Er ist aber eigentlich nicht mit Le Carré und Kollegen zu vergleichen. Zu langsam, zu literarisch, zu wenig technisch, um mit den modernen Autoren mitzukommen, ist das Buch dennoch ein großes Lesevergnügen. Besonders die vielfältigen Stimmen im Buch sind ein interessanter Versuch, auch wenn es dabei oft zu etwas unnötigen Dopplungen kommt. Der Plot enthält viele Zutaten eines spannenden Thrillers und Ambler versteht es auch, diese in Szene zu setzen. Insgesamt ein gutes Buch aber nicht das erwartete sehr gute. Hierfür hätte ich mir doch noch etwas mehr Tiefe gewünscht.