Sonntag, 25. März 2007

Helmut Krausser: Schmerznovelle

(3)

Mal was Kleines vom Autor der "Melodien". K. hat sich ja eine ganze Weile mit dem Thanatos-Tod-Erotik-Problem rumgeschlagen. Ich denke, das Buch zeigt das auch ganz deutlich. Auf wenigen Seiten ist es in schweren Strichen hingemalt, rot und schwarz und "irgendwie expressionistisch".
Der Ekel mag bei mir nicht so recht aufkommen, der Pinsel bleibt vage in der Strichführung, ein unangenehmes, klebriges Gefühl stellt sich ein. Das Personal bleibt einem fremd, agiert eher auf der Bühne als im Hirn des Rezipienten, auf der die Kuhwiesen wie aufgemalt scheinen.
Die Sprache ist verdrechselt, gewunden, dem Sujet angemessen.
Insgesamt eine Sackgasse, ein Einzelstück, ein kleiner vollgerümpelter Hinterhof, den man ungern betritt und der in einem den Wunsch weckt, sich die Hände waschen zu gehen.

Mittwoch, 21. März 2007

Christian Kracht, Eckhart Nickel: Ferien für immer

(4+)

Wenn die beiden schweizer Weltreisenden, Freund-Herausgeber und über-Yuppies zusammen einen kleinen Reiseführer erstellen, sind die Erwartungen natürlich hoch. Stellte sich aber raus, dass das Buch schon älter ist, insofern eher ein Rohentwurf zum "Gelben Bleistift".
Letztendlich habe ich amüsantere Reiseberichte von Freunden in deren Rundmails gelesen. Dennoch schaffen es die beiden manchmal, die ein oder andere Gemme zu erschaffen. Und natürlich ist die Weitgereistheit der beiden schon beeindruckend, da bin ich ganz ehrlich. Okay, sie können es. Aber dann: ich wäre zu faul.
Insgesamt kann das Buch längst nicht an Krachts Einzelwerke heranreichen. Will es auch gar nicht, das Buch ist angenehm unprätenziös. Tut es aber auch nicht.

Rüdiger Liedtke: Wem gehört die Republik?

(2)

Sehr gut recherchiert, in ruhiger, sachlicher Form dargeboten. Sämtliche Fakten der großen dt. Unternehmen, die erhältlich sind, wurden hier einfach und klar dargestellt, so dass man einen wirklich guten Überblick über die Verflechtungen von Deutsche Bank und Co. bekommt. Eigentlich ein Muss als Nachschlagewerk.

Dienstag, 13. März 2007

Frank Weinreich: The Lord of the Rings

(5)

Der Entschluss, sein Wissen durch ein wenig Sekundärliteratur aufzupolieren wurde prompt bestraft. Das Büchlein liest sich wie eine schlampig überarbeitete Diplomarbeit - eigentlich eher Seminararbeit. Man lernt wenig, und wenn, dann gibt sich er Autor auch wenig Mühe, zu vertuschen, dass diese Informationen aus der spärlichen Literaturliste stammen.
Die Diagramme etc. sind zwar ganz nett, insgesamt ist der Wikipedia-Artikel allerdings aufschlussreicher. Und ja, auf so wenigen Seiten hätte man durchaus qualitativ hochwertiges leisten können. Und ja, auch, wenn es sich um ein Buch handelt, dass hauptsächlich für den Schuluntericht gedacht war.
Schade, wenn man bedenkt, dass der Autor immerhin Ethiker ist und so einige Veröffentlichung zum Thema Tolkien hinter sich hat.

Sonntag, 4. März 2007

Fritz J. Raddatz: Günter Grass

(4)

Sammlung von Artikeln, die Raddatz im Laufe seiner Karriere über G. Grass geschrieben hat. Schon interessant und so, aber irgendwie entwickelt sich kein kohärentes Bild von der Beziehung der beiden zueinander. Die Zusammenstellung wirkt etwas lieblos, wie ein Scorpions-Best of. Des Autors Geheimnis wird auch bleiben, warum er diese Briefe veröffentlicht hat, das ist einem bestenfalls peinlich.
Raddatz´ Analysen sind natürlich von tiefer Einsicht in das Werk geprägt, lohnt sich alles. Es bleibt auch ein großer Verdienst, dass Raddatz sich immer um eine unabhängige, unvoreingenommene Analyse bemüht. Hpchintelligente Texte, dennoch bleibt das Buch aufgrund der schlechten Kompilationsleistung blass. Hinzu kommt natürlich noch ein generelles Mißtrauchen gegenüber dieser ganzen verfilzten Gruppe-47-Geschichte.

Umberto Eco: Nachschrift zum Namen der Rose

(2)

Eine schöne kleine Poetik. Schmales Bändchen mit ein paar klugen Gedanken. Leider vor dem tatsächlichen Buch zuende gelesen...das sollte man nicht tun. Die theoretischen Schriften Ecos sind ja oft recht kompliziert (für den nicht-Semiotiker), dieses Buch ist allerdings auch durchsetzt mit persönlichen Gedanken und Erfahrungen des Romanautors Eco, ein interessantes Doppelspiel.