Donnerstag, 29. März 2012

Friedrich Dürrenmatt: Justiz

Die tieferliegenden Schichten des Romans - Chaos, Situation der Absurdität usw - vermochten sich mir nicht ganz zu erschließen. Die etwas zugänglicheren Motive - Justiz, Recht und Gerechtigkeit etc. - habe ich in anderen Büchern überzeugender entwickelt gesehen. Die karikierende Darstellung der Zürcher Gesellschaft hatte Böllsche Züge, und das ist nicht positiv gemeint. Zu einfältig, zu grell-komödiantisch für meinen Geschmack. Zuletzt der Plot: ein interessantes Spiel mit den Möglichkeiten, ein "what if"-Roman, der einschließlich seines unzuverlässigen Erzählers durchaus interessante Denkanstöße liefert. Dennoch: Der Plot zu durchkonstruiert, die Handlung wirr und, schlimmer noch, verwirrend, irgendwie lustlos das Ende. Überzeugend bleibt die wunderbare Sprache, ansonsten wird das Buch den Maßstäben, die man an diesen Autor ansetzen würde, für mich persönlich nicht gerecht.

Samstag, 17. März 2012

Robert Bolano: Das dritte Reich

Frühwerk von RB, angenehme, interessante Lektüre, insbesondere die Themen und Motive des Buches sind frisch und individuell, trotz des offensichtlichen Alters. Das Buch lebt von der Stimmung der subtilen Bedrohung, teilweise wird es mir etwas zu expressionistisch, es hätte vielleicht an einigen Stellen gestrafft werden können. Lohnend.

Freitag, 9. März 2012

v.a.: Kurz und bündig

Diese Sammlung von Kürzestgeschichten aus dem Diogenes-Verlag hat es wirklich in sich. Von Urs Widmer über Chandler bis hin zu den Gebrüdern Grimm sind die großen Namen des Diogenes-Verlags plus einige Gast-Stars versammelt und geben kleine Anekdoten, Denkansätze, Fragmente zum Besten. Mit viel Liebe zu kleinen Gedanken, zur Miniatur, zur Idee gesammelt.

Sonntag, 4. März 2012

Phillip Tingler: Perlen des Schicksals

Versammelte Essays, wenn man das so nennen möchte, alle mit Esprit zu Papier gebracht, einige wirklich witzig, manche so lala.

Freitag, 2. März 2012

Kyril Bonfiglioli: All the tea in china

Erbarmungslos witzig, ein echter Bonfiglioli, großes Tennis, trotz einiger typischer Schwächen, die Bonfiglioli aber letztlich auch als Stilmittel angerechnet werden können. Es hätte bspw. sicherlich geholfen, wenn er sich den Plot nochmal angesehen hätte, gegen Ende scheint er dann irgendwie die Lust verloren zu haben. Schade, denn hier wurde es nochmal richtig großartig.

Donnerstag, 1. März 2012

Christopher Brookmyre: All fun and games until somebody loses an eye

"Amüsante Spionagekomödie" oder sowas, ich habe irgendwie kein Gefallen daran gefunden.

Ingrid Noll: Falsche Zungen

Die Geschichten in diesem Buch bestechen durch Nolls Fähigkeit, in wenigen Sätzen die deutsche Vorgartenjägerzaunwelt überzeugend aufzubauen, um sie dann genüsslich wieder einzureißen. Intrigen, Kaltblütigkeit und Mord liegen hinter den Fassaden. Diese Welt portraitiert Noll mit großer sprachlicher Sicherheit und mit spürbarer Lust am Geschehen. Die Geschichten bleiben aber stehts auf einer rein unterhaltenden Ebene, nie hat man das Gefühl, Nolls Ambitionen würden darüber hinaus gehen. Im Vergleich mit den Kurzgeschichten Schirachs bspw. ist Falsche Zungen um einiges weniger lesenswert.