Freitag, 13. August 2010

Edward St Aubyn: Schöne Verhältnisse

Ein ärgerliches Buch. St Aubyn erzählt eine Geschichte von Figuren, die er offensichtlich hasst. Das schlägt auch auf den Leser durch. Keine Sekunde kann man Sympathie oder auch nur Interesse für die dargestellten Figuren aufbringen. Bis zuletzt habe ich ständig vergessen, wer die handelnden Personen eigentlich sind. Sogar der Missbrauch eines Kindes wird lustlos heruntergeschrieben, es passiert nichts - aber das auch nicht, wie so oft behauptet wird, auf hohem Niveau. Vielleicht liegt es an der Übersetzung, ich weiß es nicht, für mich eines der uninteressantesten Bücher seit langem.

Donnerstag, 12. August 2010

Ferdinand von Schirach: Schuld

Schuld ist sicherlich ein gutes Buch. Ich habe es sehr gern gelesen und habe mich abermals über Schirachs wunderbaren Duktus gefreut. Sprachmelodie und Ton sind großartig gelungen. Die Geschichten selbst sind wieder einmal großenteils Kapitalverbrechensgeschichten, allerdings diesmal mit einer erheblichen Dosis Sexualdelikte gewürzt. Das lässt den bösen Verdacht aufkommen, der Autor hätte "draufgesattelt." Etwas hat sich auch der Schirachsche Sound abgenutzt, der noch im ersten Buch eine sensationelle Überraschung war, auch hat man manchmal den Eindruck, das Buch sei etwas mit der heißen Nadel gestrickt. Manche Geschichten wirkten nicht ganz ausgewogen. Dies alles sind natürlich immer die Kritiken am zweiten Buch eines gefeierten Autors. Man sollte sich nicht täuschen: "Schuld" ist dennoch ein sehr gutes, empfehlenswertes Buch. Der Autor hat allerdings auch angekündigt, das nächste Werk würde "anders" werden, also keine Kurzgeschichtensammlung. Das ist eine gute Nachricht.