Donnerstag, 24. Juli 2008

Gert Ledig: Die Stalinorgel

Ein unfassbarer Kriegsbericht. In kargen, abgestorbenen Worten erzählt, wahllos sterben Protagonisten und Plotstränge, nichts und niemand überlebt. Ein gewaltiges Buch.

Martin Suter: Der große Weynfeldt

Ein wunderbares Buch, ein typischer Suter. Im Gegensatz zum enttäuschenden "Teufel von Mailand" ist Suter hier wieder voll in Form. Er verzichtet allerdings auf seine Neurologie-Marotte (zumindest steht so etwas nicht im Vordergrund, wenn sich auch bei einer der Beteiligten so etwas andeutet), was dem Buch aber gut bekommt.

Die Geschichte über den letzten Spross einer Industriellen-Familie, dessen altes Blut Begehrlichkeiten weckt, ist spannend, unterhaltsam, aber auch lehrreich in gleich mehrfacher Hinsicht. Sogar über schweizer Künstler kann man noch etwas lernen.

Bernhard Schlink: Selbs Betrug

Ein tadellos geschriebener Krimi. Schlinks geschliffene Sprache gehört sicher zu den angenehmsten Stimmen zumindest der deutschen Krimi-Literatur.

Der Plot war spannend, aber mal wieder beschäftigte Schlink sich mit einem der "deutschen" Themen, hier also dem deutschen Herbst. Ob es auch mal eine Nummer kleiner ginge? Na, warum auch.

Einziges Manko war die etwas unangenehme Romanze zwischen dem 70jährigen Protagonisten und der hübschen Mittzwanzigerin. Man fragt sich, wie das die alten Männer im Roman immer anstellen.

Sonntag, 6. Juli 2008

Andrea Maria Schenkel: Tannöd

Mit etwas Verspätung ist dieser berühmte Roman nun auch mir in die Hände gefallen. Das Buch war ja viel in der Presse, erst als Entdeckung des Jahres 2007, dann durch den Plagiatsprozess, den die Autorin allerdings gewonnen hat.

Das Buch ist sehr, sehr schmal. Grade einmal ca. 125 Seiten, die noch nicht einmal voll ausgeschöpft wurden. Aber mehr ist nicht nötig, um diese Geschichte zu erzählen. Mehr hätte auch nicht zum Stil der Erzählung gepasst.

Das Buch ist sicherlich düster, dunkel, ein böse funkelnder kleiner Schatz in der deutschen Krimilandschaft. Es ist vor allem kein Krimi in dem eigentlichen Sinn. Zwar geht es los mit einem Mord und endet in einer Aufklärung. Stilistisch ist es allerdings hermetisch, eigen, den üblichen Krimitraditionen nicht wirklich zugänglich. Es orientiert sich in gewisser Weise an den Reality-Formaten unserer Zeit, durch die anachronistische Sprache und Zeitversetzung wird damit allerdings ein ungwöhnlicher Effekt erzielt.

Einzig das Ende enttäuscht etwas. Ich als Leser hätte mir gewünscht, dass die Geschichte etwas im Vagen bleibt. Ein Gruselmärchen aus den Wäldern sollte nie zu sehr ausgeleuchtet und erklärt werden, dadurch bleibt dann die Stimmung etwas auf der Strecke.

Dennoch, ein tolles Buch.