Dienstag, 27. November 2007

Richard Matheson: I am legend

Und gleich mit zwei Büchern in so kurzen Zeitabständen fertig geworden. HA!

Das hier war auch super. Eher deprimierend, aber toll. Wollte es natürlich unbedingt vor der Film-Premiere mit Will Smith durchlesen, danach ist´s ja kaputt.

Selten so ein maskulines Buch gelesen. Durch und durch trocken, raubeinig und unlocker. Wirklich gut, in seiner klotzhaften Art. Ein bißchen erinnerte es mich stellenweise an Island von Huxley, warum auch immer. Bin froh, es noch gelesen zu haben.

Montag, 26. November 2007

Niall Ferguson: Empire

Im Rahmen meines Aufenthalts hier in GB mir dieses explosive Werk gekauft. War sehr angenehm zu lesen. Die vielen literarischen Beispiele waren illustrierend, aber manchmal etwas irritierend, wenn sie genutzt wurden um Argumente zu untermauern.

Die white-man´s-burden Art von NF kann man natürlich nur schwer ertragen, aber immer noch besser als bewusster Betroffenheitsbrei, bei dem der Punkt auf der Strecke bleibt.

Auch der ökonomische Ansatz war sehr erfrischend und ließ sich angenehm lesen.

Insgesamt: Gut!

Sonntag, 7. Oktober 2007

Belle de Jour: Diary of a Callgirl

Nette Chicklit für zwischendurch. Nicht ganz so juicy wie erhofft, dafür aber ganz lustig und ein gutes - und unvorhergesehenes - Beispiel neuer britischer Chicklit. Insgesamt knackig geschrieben, mit etwas wenig Variation bei den Themen, gegen Ende wurde es dann langsam langweilig. Aber sind das unsere Leben nicht alle?

Steven Levitt/Stephen Dubner: Freakonomics

Ein schönes Buch zum Thema, wie man mit Wissenschaft auch den Alltag bunt und verständlich machen kann. Mehr davon! Weniger aber bitte von diesem seltenen us-messianischen Ton, der mich nicht so unterhalten hat. Ob das stimmt, was die Autoren behaupten, kann ich natürlich sowieso nicht beurteilen. Wissenschaften halt.

John Grisham: The Client

...es war eben ein Doppelbuch mit 2 Büchern zum Preis von einem. So hat es sich aber auch gelesen. Schon den Film hab ich irgendwann ausgemacht. Ob man diese Geschichte liest oder in China fällt n Sack mit Reis um, ist auch egal.
Mein Mitbewohner sagt, Grisham wäre so ein wiedergeborener Christ. Da hätte ich euphorisierenderes erwartet.

Dienstag, 11. September 2007

John Grisham: The Street Lawyer

Schon ein älteres Buch, das merkt man ihm an. Die Erzählung scheint nicht mehr ganz zeitgemäßen Melodien zu folgen. Auch ansonsten halte ich "The street lawyer" für eines der schlechtesten Bücher von Grisham. Die Story ist recht fad und einfach unfassbar simpel, keinerlei Twists oder Finessen. Die Geschichte der Obdachlosen in den USA, die dieses Buch zum Hauptthema macht, ist natürlich ein ehrenwertes Anliegen, scheint aber einfach nicht wirklich in die Welt Grishams zu passen. Plot und Thema gleiten jedenfalls stetig aneinander vorbei. Nie schafft es Grisham, wirklich eine Verbindung der Themen zu erreichen.
Das lustigste daran ist, dass man das Buch trotzdem bis zum Ende liest, nicht ohne ganz geringes Vergnügen. Das beherrscht John Grisham einfach.

Montag, 9. Juli 2007

Martin Suter: Small World

So, jetzt hab ich langsam fast alle Romane von ihm gelesen, in verkehrter chronologischer Reihenfolge.
Small World hat mir am Besten gefallen. Die Konstruktion des Romans ist im Grunde nicht weiter knifflig, funktioniert aber einfach sehr gut. Die handwerkliche Umsetzung ist gelungen, man bleibt dran, und jede Seite ist ein Genuss.
Etwas blass bleiben leider die Charaktere, die eher holzschnittartig-lieblos präsentiert werden. Hier die böse Patriarchin, da der verkomme Sohn, und bei Simone, die sich ja zu so einer Art Protagonistin entwickelt, fällt mir eigentlich gar nichts ein.
Man kann das natürlich auch so lesen, dass die Charaktere zugunsten der Geschichte zurücktreten, ich fand das aber etwas unausgewogen.
Ansonsten habe ich aber nichts zu bemängeln und sage mal: Hut ab.

Freitag, 29. Juni 2007

Uta Glaubitz: Gerneration Praktikum

Tja, selber schuld wenn man sowas liest. Ich hatte mir das Ding ja auch nur angeschaut, weil ich ja grade selber - da fand ich das halt lustig.

Uta Glaubitz war schon mit Veröffentlichungen erfolgreich - allerdings als Karriereberaterin. Jetzt hat sie also ein Buch geschrieben mit diesem Trendwort Praktikum drauf. Und ihre Ratio ist: Wer ein Praktikum macht, der sollte erstmal wissen, was er hinterher werden will. Und los geht´s mit der Karriereberatung. Die Sache mit dem Praktikum ist dann nicht mehr ganz so wichtig.

Ziemlicher Etikettenschwindel. Aber wer ein Buch zur Karriereberatung braucht, dem wird´s evtl. gefallen. Und zugegeben: Soviel gibt es ja jetzt zum Praktikum auch nicht zu schreiben.

Truman Capote: Sommerdiebe

Capotes erstes Werk, zu Lebzeiten unveröffentlicht. Eine kurze, sommerliche Geschichte über eine Sommerliebe in New York. Reiches Mädchen trifft armen Buben, die beiden haben einen dieser Sommer zusammen, die man angeblich mit 17, 18 so erlebt (tja...)

Das Buch hat mich ein wenig an den Catcher im Rye erinnert, naja, ist ja auch so ähnlich. Sprache toll, Thema auch, Geschichte nett erzählt und die Charaktere haben trotz ihrer etwas stereotypen Anlagen dann doch ziemliche Tiefe. So ein ganz großer Wurf ist es mE nicht. Aber ein tolles, kurzes Büchlein für einen heißen Sommertag.

Thomas Clark: Der Filmpate. Der Fall des Leo Kirch

Flotte Schreibe hat er ja, der Thomas Clark. Das Buch scheint auch sauber recherchiert (soweit ich das überblicken kann) und ist alles in allem sehr gefällig. Hinzu kommt noch die wirklich fantastisch anmutende Geschichte, die echt ein Buch wert ist.

Kleinere Patzer sind, dass Herr Clark ab und zu mal ein Fremdwort verwechselt (zB Protagonist statt - wohl - Protegé) und dass er so ein, zwei "Thesen" hat (damit die Leute in den Wirtschaftszeitschriften bei ihren Rezis dann schreiben können "Clarks These ist...") und diese Thesen einem etwas penetrant um die Ohren haut (zB "Kirch ist ein sehr loyaler Mann und belohnt auch seinerseits Loyalität. Ein richtiger Pate eben"). Der Aufbau ist auch etwas gewöhnungsbedürftig, es wird so ein bißchen herumgesprungen, aber das lässt sich wirklich gut lesen.

Interessant ist auch, dass das Bild Kirchs letztlich steril bleibt, irgendwie objektiv. Herr Kirch versteht es wirklich immer noch, sich nicht in die Karten sehen zu lassen.

Mittwoch, 30. Mai 2007

Thor Kunkel: Endstufe

Das Medienecho um dieses Buch war ja ganz heftig. Und in diesem Fall ist der Titel „kontrovers“ durchaus auch gerechtfertigt. Kunkel liefert mal so richtig einen Skandalroman ab. Seine pseudo-houellebeqschen Thesen sind tatsächlich ganz interessant, verkommen allerdings im Laufe dieses 500plus-Seiten-Schinkens eher zur Nebensache. Entschlossen geht Kunkel hier auf den Skandal zu: Vergwaltigende Russen, fröhliche Nazis, jeder Satz ein Feuerwerk. Aber so etwas ermüdet auch irgendwann. Dieses streberhafte von Pointe zu Pointe hetzen hat etwas pornographiehaftes, auf die Dauer leider einfach langweilendes. Dennoch bleibt so einiges zu loben, Sprache und auch Stil wissen, bevor die Ermüdungserscheinungen einsetzen, durchaus zu gefallen.

Im Übrigen bleibt festzustellen, dass dieses Buch wirklich tiefe Moralprobleme hat. Damit ist nicht das Thema gemeint, nicht die Sprache o.ä. – sondern diese Lust an der Bosheit, die einfach aus jeder Seite quillt, das hat mir die Lektüre auf die Dauer etwas vergällt.

Sonntag, 13. Mai 2007

Francois Lelord: Hector und die Geheimnisse der Liebe

Man soll sich keine Bücher aussuchen, von denen man weiß, dass man sie nicht mögen wird. Dafür ist die Zeit zu knapp, und es ist auch ungerecht, dem Autor gegenüber. Trotzdem war ich neugierig, man soll ja andererseits auch offen bleiben. In diesem Fall war das allerdings keine gute Idee.
Lelords Stil ist wirklich nur für Psychologie-/Grundschullehramtsstudentinnen
der ersten Semester erträglich. Hoffe ich. So eine wiederlich süße, dicke Soße, eher Tunke, das verschlägt mir Sprache und Argumente. Scheußlichster Märchenonkelstil,
der auf diese pfiffig-reflektierte Weise präsentiert wird, die vorgibt, die richtige, augenzwinkernde Rezeption würde irgendetwas an diesem Verbrechen wider den Geschmack
besser machen. Ich aber sage: Mord bleibt Mord.
Mehr zu diesem Unfug zu sagen, verbietet die Höflichkeit.

Ich hatte so etwas schon geahnt. Andererseits gibt es ja manche Bücher dieser Art, die die schlechte Sprache und die dumme kleine Geschichte mit interessantem
Wissen wettmachen, denn letztlich bleibt hier die Geschichte nur Aufhänger und Leitfaden für die Betrachtungen über die Liebe, so dachte ich.
Pustekuchen. Die Erkenntnisse, die Lelord dem staunenden Leser stolz präsentiert, sind so ärmlich, dass ich tiefsinnigere Gespräche über die Liebe auf jeder schlechteren Hausparty in Hamburg Altona um fünf Uhr morgens gehört habe. Der Informationsgehalt dieses Buches bleibt bei null. Obwohl das die Pseudo-Märchenverpackung etwas anderes suggeriert (Stichwort: "ein kluges kleines Märchen"), bleibt das Buch in wirklich erstaunlichem Maße oberflächlich.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass es sich bei diesem Buch also nicht um ein in ein kleines Märchen und lustige Sprache verpacktes Sachbuch handelt, sondern
dass das kleine, dumme Märchen tatsächlich alles bleibt, was dieses Buch zu bieten hat.
Ein Irrtum.

Mittwoch, 25. April 2007

Martin Suter: Business Class

Dieser kleine Band enthält – wieder einmal – Geschichten aus dem Leben gestresster Top-/Medium- und Hilfsmanager. Wie auch die anderen Anekdotensammlungen zu diesem Thema sind auch diese Produkt der Kolumnentätigkeit Suters. Dementsprechend stellen die kleinen Geschichten auch eine Art Endverwertung dar. Mir drängte sich dabei eine Frage auf, die schon länger in mir gärt: Können solche Zeitungskolumnen, lustig, wie sie auch sein mögen, ein ganzes Buch tragen? Werden sie nicht mit der Zeit etwas fad, wenn man den Leserhythmus eines Buches zugrunde legt, die Geschichten also hintereinander weg liest, statt sie als kleine Appetithäppchen im trockenen Zeitungsdschungel zu entdecken?
Und wieder einmal will ich mir diese Frage nicht beantworten.
Tatsächlich sind die Geschichten wirklich sämtlich von gleich bleibender, guter Qualität. Lustig, nachdenklich, absurd, kaum eine, die diese Kriterien nicht erfüllen würde. Und so ist das Buch auch geeignet als kleine Coffetable-Alternative, als lustiges Geschenk für den BWL-er Freund, aber tatsächlich auch einfach zum gemütlichen Durchlesen im ICE, oder zum Mitschleppen in der S-Bahn. In diesem Fall also: ein richtiger Allrounder, aufgrund dieser besonderen schweizer Unaufdringlichkeit Suters überfällt einen hier nicht diese Pointenmüdigkeit, die es bei anderen derartigen Anthologien zu beweinen gibt. Daher bleibt es hier bei einer befriedigten Analyse, kein Grund in diesem Fall, in Grundsätzliches zu verfallen.

Martin Suter: Ein perfekter Freund

Der perfekte Freund eines Mannes, der nach einer Midlife-Crisis ohne Gedächtnis aufwacht, muss schon ein besonderer Mensch sein.

Thema dieses Buches ist die Freundschaft, sind die Beziehungen, die wir mit anderen Menschen knüpfen – und, es wäre sonst kein Suter-Buch, Gedächtnisverlust und das Erlebnis, als ein anderer wieder aufzuwachen, ohne Erinnerung an ein Selbst, das einem fremd erscheint.
Der Plot dieses Buches ist eleganter und weniger vorhersehbar gesponnen als jener der „dunklen Seite des Mondes“. Das mag auch an der ganzen Anlage des Buches liegen, mir kommt es allerdings auch so vor, als hätte der Autor hier mehr Sorgfalt auf das Spinnen des Plots verwandt. Letztlich, ließe sich sicherlich auch anführen, ist diese Plot-Anlage auch gar nicht so wichtig, schließlich nutzt Suter, wie jeder gute Kriminalautor, die spannende Krimi-Geschichte auch nur als Plattform für die ihn eigentlich interessierenden Fragen.
Umso wichtiger, sage ich, dass diese Plattform so sorgfältig und passgenau gearbeitet ist, dass sie als Bühne keinerlei Stolperfallen enthält, die vom eigentlichen Thema ablenken.
Meiner bescheidenen Meinung nach ist Suter all das in diesem Buch sehr gut gelungen. Man bleibt dran, an den Nachforschungen und Ermittlungen des gedächtnislosen Journalisten Fabio Rossi.
Sprachlich ist dieses Buch ein absoluter Hochgenuss. Mir fällt kaum ein deutschsprachiger (lebender) Autor ein, der dermaßen klar, prägnant und elegant schreibt wir Suter. Kein Zufall, dass dies ein wirklich häufig geäußerter Gedanke zu seinen Büchern ist. Es ist wirklich fantastisch, mit welcher Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit Suter hier seine Geschichte zu Papier bringt. Hatte ich Dürrenmatt im Zusammenhang mit Suter schon erwähnt? Ja, hatte ich, hier also noch mal der Hinweis, auch wenn dieser Hinweis noch so klischeebehaftet (Schweizer!) klingen mag.
Der geneigte Leser resümiert: Sprache toll, Plot gut, und ansonsten? Auch ansonsten bleibt das Buch nichts schuldig. Das Personal ist interessant, die Fragestellungen des Buches ebenfalls spannend. Dass Suter hier wieder einmal eine Persönlichkeitsveränderung beschreibt, stört dabei ebenfalls nur marginal, da auch die übrigen Fragestellungen des Buches, Freundschaft, Korruption, Treue und Liebe weite Räume eröffnen.

Eoin Colfer: Die Rache

Golfers Fowl-Saga geht weiter. Wie stehts überaus gut geschrieben, und auch die Übersetzung kann sich sehen lassen. Es ist wirklich eine angenehme Ausnahme, qualitativ dermaßen eloquente Lektüre im Bereich Pseudokinderfantasy (denn natürlich sind sehr, sehr viele Leser Golfers erwachsen) zu lesen.
Bleibt eigentlich nur, noch in der Story zu wühlen. Der Plot ist solide, wobei die Überraschungen diesmal größtenteils leider ausbleiben. Das Universum, das Golfer gestaltet hat, bleibt bunt und vielschichtig, erfährt allerdings keine größeren Erweiterungen. Einerseits natürlich schade. Andererseits ist auch dies ein Beweis für die geradezu professionelle Zurückhaltung, die angenehm unaufdringliche Eleganz des Autors. Als Faulheit will ich ihm diese Tatsache jedenfalls nur ungern auslegen. Etwas schade ist, dass die Geschichte recht umfangreich und fulminant-verschwörerisch loslegt, um dann in eine doch etwas schnelle Auflösung zu münden. Ein wenig mehr Schwierigkeiten für die Protagonisten, sich aus der unheilvollen Lage, in die sie Miss Opal gebracht hat, herauszulavieren, hätte ich mir schon gewünscht.
Eine weitere Tatsache enttäuscht den Fan ein wenig: Artemis scheint sich tatsächlich zum Besseren zu mausern. Eine überaus langweilige und blöde Entwicklung. Oder sind die Fortsetzungen von Fortsetzungen einfach immer etwas langweiliger und enttäuschender als die ersten ein, zwei Bände? Ich glaube eigentlich, das muss nicht so sein und freue mich schon jetzt auf den neuen Harry Potter. Oder anders gesagt: Golfer verpasst leider die Gelegenheit, sein Universum auf die Weise anzureichern, wie Miss Rowling das getan hat. Die Abenteuer von Artemis und seinen Freunden bilden zwar eine Art Story, bleiben dabei allerdings linear, anstatt einer ringartigen Ausdehnung. Dies mag man unter oben dargestellter Zurückhaltung subsumieren. Man könnte also argumentieren, dass Golfers Verzicht auf ein Epos zugunsten einfach konsumierbarer Action-Romane auch eine angenehm unaufgeregte Nichterfüllung der von Fantasy-Literatur erwarteten Klischees ist. Dennoch bleibt abzuwarten, wie viele Bände sich dann noch füllen lassen, bevor eine gewisse Ermüdung des Themas eintritt.

Marcus Hammerschmitt: Instant Nirvana

Marcus Hammerschmitt beginnt sein kleines Traktat gegen die Esoterik mit der Feststellung, es sei eigentlich alles gegen die Esoterik gesagt, von Adorno nämlich. Nach dieser Bemerkung erwartet man eigentlich so etwas wie ein „aber“. Kommt aber nicht. Hammerschmitt erklärt dann lieber sinngemäß, dass die Esoteriker zu dumm seien, Adorno zu verstehen, und er sich deshalb überlegt habe, lieber einen schlechteren Aufsatz wider die Esoterik zu schreiben, den könnten die Esorteriker dann wenigstens verstehen.
Das ist dann doch eine zweifelhafte Argumentationskette.
Der Zweifel wird dann gleich bestätigt. Denn: Eine schlechte Argumentation ist für niemanden einfach zu verstehen, vielmehr für jeden Leser eine Qual. Das zeigt der Autor schon im Vorwort, es wird dann allerdings zu keinem Zeitpunkt besser. Das logische Niveau dieses Büchleins bleibt im besten Fall dürftig. Der Autor verwechselt leider eindeutig eine „flott geschriebene Provokation“, oder was auch immer er sich da vorgestellt hat, mit einer argumentativ schwachen und daher mit Vorurteilen und Phrasen aufgepoppten Kleinigkeit.

Dienstag, 3. April 2007

Matias Faldbakken: Macht und Rebel

(4)

Man sollte ja misstrauisch sein bei Büchern, die auf dem Klappentext nur mit dem Lob für das Vorgänger-Buch werben. Und ich war in der Tat misstrauisch. Zurecht.
CHC war ein ganz nettes Buch. Anarchisch, lustig, wenn auch keine "Menschenverachtungsbibel", wie es die FAZ so schön ausgedrückt hat. Es hatte allerdings auch einige Probleme. Die Skizzenhaftigkeit der Charaktere, das ständige Gefühl, das Buch könne vor Ideen kaum laufen, dieses leicht hektisch-Überzeugenwollende. Es war ein bißchen zu - kreativ.

Umso folgerichtiger, dass Faldbakken im nächsten Roman eben jene kreative Branche auf´s Korn nimmt, garniert mit ein bißchen verschämt-verschmustem Kinderpornographie-Nazi-Quark, wegen der Rezensionen, man versteht. Ja, ansonsten gilt im Grunde das oben gesagte, nur dass jetzt leider nix mehr neu ist, sondern es ist vor allem zu kreativ. Meiner höchstpersönlichen Meinung nach fehlen Faldbakken einfach ein, zwei Eigenschafen, die man eigentlich benötigt, um ein Buch zu schreiben (wenn man nicht eben schon ein kreativ-Promi ist). Z.B die Fähigkeit, einen Plot zu entwickeln oder Charaktere, die mal nicht wie der unvermeidliche Houellebecq auf billigem Kokain wirken.

Ein interessantes Thema, das angerissen wird, ist die Problematik des Dagegenseins in all seinen Schattierungen. Auch ein paar der hingerotzten Erkenntnisse hätte man ausbauen können.

Naja, egal, insgesamt ist es ein wenig sympathisches Buch für Werber oder Künstler oder solche, die mal welche werden wollen. Auch das könnte man noch lustig finden, da sich das Buch ja paradoxer Weise gegen eben jene Leute richtet. Es bleibt jedoch der Beigeschmack, dass dieses Paradoxon nicht wirklich vom Autor intendiert war.

Edit: Hervorzuheben wäre allerdings noch die ganz fantastische Übersetzung des Paul-Celan-Preisträgers Hinrich Schmidt-Henkel, der hier sicher ganz großes Tennis abliefert, indem er dieses Underground-Gewäsch in eine ansprechende und angenehm unprätenziöse Sprache zu kleiden verstand, die in nur in den Momenten gewollt oder verschliert klingt, in denen der Autor das auch so intendiert hat.

Sonntag, 25. März 2007

Helmut Krausser: Schmerznovelle

(3)

Mal was Kleines vom Autor der "Melodien". K. hat sich ja eine ganze Weile mit dem Thanatos-Tod-Erotik-Problem rumgeschlagen. Ich denke, das Buch zeigt das auch ganz deutlich. Auf wenigen Seiten ist es in schweren Strichen hingemalt, rot und schwarz und "irgendwie expressionistisch".
Der Ekel mag bei mir nicht so recht aufkommen, der Pinsel bleibt vage in der Strichführung, ein unangenehmes, klebriges Gefühl stellt sich ein. Das Personal bleibt einem fremd, agiert eher auf der Bühne als im Hirn des Rezipienten, auf der die Kuhwiesen wie aufgemalt scheinen.
Die Sprache ist verdrechselt, gewunden, dem Sujet angemessen.
Insgesamt eine Sackgasse, ein Einzelstück, ein kleiner vollgerümpelter Hinterhof, den man ungern betritt und der in einem den Wunsch weckt, sich die Hände waschen zu gehen.

Mittwoch, 21. März 2007

Christian Kracht, Eckhart Nickel: Ferien für immer

(4+)

Wenn die beiden schweizer Weltreisenden, Freund-Herausgeber und über-Yuppies zusammen einen kleinen Reiseführer erstellen, sind die Erwartungen natürlich hoch. Stellte sich aber raus, dass das Buch schon älter ist, insofern eher ein Rohentwurf zum "Gelben Bleistift".
Letztendlich habe ich amüsantere Reiseberichte von Freunden in deren Rundmails gelesen. Dennoch schaffen es die beiden manchmal, die ein oder andere Gemme zu erschaffen. Und natürlich ist die Weitgereistheit der beiden schon beeindruckend, da bin ich ganz ehrlich. Okay, sie können es. Aber dann: ich wäre zu faul.
Insgesamt kann das Buch längst nicht an Krachts Einzelwerke heranreichen. Will es auch gar nicht, das Buch ist angenehm unprätenziös. Tut es aber auch nicht.

Rüdiger Liedtke: Wem gehört die Republik?

(2)

Sehr gut recherchiert, in ruhiger, sachlicher Form dargeboten. Sämtliche Fakten der großen dt. Unternehmen, die erhältlich sind, wurden hier einfach und klar dargestellt, so dass man einen wirklich guten Überblick über die Verflechtungen von Deutsche Bank und Co. bekommt. Eigentlich ein Muss als Nachschlagewerk.

Dienstag, 13. März 2007

Frank Weinreich: The Lord of the Rings

(5)

Der Entschluss, sein Wissen durch ein wenig Sekundärliteratur aufzupolieren wurde prompt bestraft. Das Büchlein liest sich wie eine schlampig überarbeitete Diplomarbeit - eigentlich eher Seminararbeit. Man lernt wenig, und wenn, dann gibt sich er Autor auch wenig Mühe, zu vertuschen, dass diese Informationen aus der spärlichen Literaturliste stammen.
Die Diagramme etc. sind zwar ganz nett, insgesamt ist der Wikipedia-Artikel allerdings aufschlussreicher. Und ja, auf so wenigen Seiten hätte man durchaus qualitativ hochwertiges leisten können. Und ja, auch, wenn es sich um ein Buch handelt, dass hauptsächlich für den Schuluntericht gedacht war.
Schade, wenn man bedenkt, dass der Autor immerhin Ethiker ist und so einige Veröffentlichung zum Thema Tolkien hinter sich hat.

Sonntag, 4. März 2007

Fritz J. Raddatz: Günter Grass

(4)

Sammlung von Artikeln, die Raddatz im Laufe seiner Karriere über G. Grass geschrieben hat. Schon interessant und so, aber irgendwie entwickelt sich kein kohärentes Bild von der Beziehung der beiden zueinander. Die Zusammenstellung wirkt etwas lieblos, wie ein Scorpions-Best of. Des Autors Geheimnis wird auch bleiben, warum er diese Briefe veröffentlicht hat, das ist einem bestenfalls peinlich.
Raddatz´ Analysen sind natürlich von tiefer Einsicht in das Werk geprägt, lohnt sich alles. Es bleibt auch ein großer Verdienst, dass Raddatz sich immer um eine unabhängige, unvoreingenommene Analyse bemüht. Hpchintelligente Texte, dennoch bleibt das Buch aufgrund der schlechten Kompilationsleistung blass. Hinzu kommt natürlich noch ein generelles Mißtrauchen gegenüber dieser ganzen verfilzten Gruppe-47-Geschichte.

Umberto Eco: Nachschrift zum Namen der Rose

(2)

Eine schöne kleine Poetik. Schmales Bändchen mit ein paar klugen Gedanken. Leider vor dem tatsächlichen Buch zuende gelesen...das sollte man nicht tun. Die theoretischen Schriften Ecos sind ja oft recht kompliziert (für den nicht-Semiotiker), dieses Buch ist allerdings auch durchsetzt mit persönlichen Gedanken und Erfahrungen des Romanautors Eco, ein interessantes Doppelspiel.

Sonntag, 25. Februar 2007

Stefan Klein: Zeit - Der Stoff aus dem das Leben ist

(1-)

Großartiges Buch! Populärwissenschaft! Super! Genau für Naturwissenschaftsdeppen wie mich geschrieben. Ich hab so allerhand gelernt. Das Ganze unheimlich inspirierend, stundenlang saß ich in der U-Bahn etc. und habe über gewichtige Probleme der Zeit nachgedacht. Und das sind so einige, denn Klein verwurstet hier Physik und Neurowissenschaften, Psychologie und noch viel viel mehr. Sauber recherchiert, ebenso sauber geschrieben, wie man es von einem Ex-Geo-Mitarbeiter erwartet (nur die schönen Fotos fehlen).
Zugegeben, ich habe nicht alles verstanden und daher kann ich erst recht nicht sagen, inwieweit das Buch wissenschaftlich sauber ist. Für mich persönlich war die Lektüre jedenfalls eine sehr bereichernde Erfahrung.

Scott McLoud: Comics richtig lesen

(3)

Standard-Sekundärliteratur zum Comic. Mir allerdings etwas fade. Schon lustig gemacht, das ganze als Comic aufgezogen etc, was wohl die Fähigkeiten des Genres am besten illustriert. Trotzdem fand ich es etwas oberflächlich. Für meinen Geschmack etwas wenige "hard facts". Die Eisner-Schwärmerei ging mir auch auf den Keks, ebenso - wie für meinen Geschmack - zu sehr auf den US-Comic fokussiert.

Dienstag, 6. Februar 2007

Martin Suter: Die dunkle Seite des Mondes

(3+)

Sehr Dürrenmatt. Leise Sprache, einfacher Plot, plötzliche Untiefen u. Abgründe. Die Krimi-Struktur am Anfang wunderbar, der Roman nimmt schnell Fahrt auf. Gegen Ende verflacht die Story zunehmend, der Roman bleibt Gefangener seiner eigenen Action-Struktur, was eher langweilt, im Grunde hätte das Buch noch um ein Viertel gekürzt werden können, hier werden zu sehr Tatort-Assoziationen wachgerufen.
Wie immer bei Suter hervorragend recherchiert, aber auch das rutscht latent ins Streberhafte ab, was schade ist.
Angenehm der leicht satirische Einschlag des Buches, der den Stoff leicht macht. Die Figuren bleiben etwas holzschnittartig.
Trotzdem ein gutes Buch, das einen auf überzeugende Art und eher subtile Weise in wahnhafte Abgründe zerrt, der zweite Teil des Buches allerdings, wie gesagt, nicht ganz so gelungen.
Ach so: Achtung Pageturner!

Mittwoch, 31. Januar 2007

Edgar Hilsenrath: Der Nazi und der Friseur

(2+)

Grandioses Buch, großer Wurf, ganz mutig. Sprachlich barock, bißchen Grass-mäßig, erdig, schöner Rythmus, sehr gekonnte Bilder, die da entworfen werden. Hätte evtl. 50 Seiten kürzer sein können, aber egal. Was für ein besonderer Entwicklungsroman. Nix für zarte Seelen. SO toll kann man über den Holocaust mal schreiben.

Samstag, 27. Januar 2007

Ralf König: Dschinn Dschinn II

(2)

Solide Arbeit, nix großartig neues, aber wie immer super. Nicht so viel Mittelalter-in-Afghanistan, und das ist auch viel besser so. Damit wäre dieser Opus wohl auch vorbei. Die leicht kritischen Untertöne z. Thema Islam wirklich sehr selbstironisch verpackt.

Mike Mignola: The Doom over Gotham Teil I

(2+)

Lovecraftian, sehr schöne Bearbeitung, klassischer Mignola-Stil (auch wenn ME S/W besser ist), schöne "Elseworlds"-Umsetzung, die vielen alten Bekannten neue Gesichter gibt. Das Lovecraft-Thema ist auch wirklich ganz nett rausgearbeitet, wer wäre da berufener?

Christian Harderer, Peter Niess: Chemtrails

(3-)

Das Neueste auf dem Verschwörungstheoriemarkt. Dies ist noch das normalste Buch zum Thema. Aber die kleine Abschweifung zu den Illuminaten hätte nicht sein müssen. Leider insgesamt etwas schwachbrüstig, letztendlich ist das ganze Thema noch nicht sehr weit.

Mittwoch, 24. Januar 2007

Vladimir Sorokin: Ljod das Eis

Tour de Force, Comic/Pulp/usw-Roman. Wildes, buntes (Un)Sittenbild der großen Russischen Föderation, Abrechnung mit dem Totalitarismus, knallig, prollig, schwer zu verdauen. Dann aber doch irgendwie etwas flach, zweidimensional, pseudo-inspiriert, mäßig übersetzt. Tatsächlich lässt sich fragen, ob das ironische Spiel mit dem Pulp-Genre funktioniert, oder ob der Autor im selbst kreierten Sumpf auch ein bißchen stecken bleibt. Natürlich bleibt alles fragmentarisch, auf grelle Schlaglichter reduziert, unerklärt, verwirrend, mit den Zeichen wird nur gespielt in einem lustigen Reigen durch russische Untiefen.

Dienstag, 23. Januar 2007

Haruki Murakami: Als ich eines morgens das 100%ige Mädchen sah

(4)

Eher belanglose Kurzgeschichtensammlung, Pageturner, aber viele Geschichten sind echt lau. Kein Vergleich zu z.B. Aufziehvogel. Der tanzende Zwerg natürlich ganz gut, besonders als Hörbuch zu empfehlen...

Tempo Sonderausgabe

Abgehakt (2)