Sonntag, 9. Oktober 2011

Tom Kummer: Blow up

Tom Kummers Autobiographie liest sich etwas anstrengend. Starjournalist war er wohl mal, Buchautor wird er nicht werden. Interessant sind die Stories aus den Anfängen der Popliteratur, die Seilschaften mit Kracht und Seidl und wie sie alle heißen. Diese Insiderberichte sind spannend zu lesen und gewähren einen raren, wenn auch kurzen Einblick in die Art und Weise, wie die Kulturindustrie funktioniert. Das eigentliche Kernthema, die erfundenen Interviews, bleibt aber irgendwie neblig, so wie auch die gesamte Struktur des Buches einen nur wenig über Person und Motive Kummers erfahren lässt.

Samstag, 8. Oktober 2011

Ferdinand von Schirach: Der Fall Collini

Von Schirachs erster Roman hat ja so einige Verrisse mitgemacht. So schlecht ist das Buch nun nicht. Aber doch entwas enttäuschend. Die beiden ersten Bücher: Brilliant, insbesondere bzgl. der Sprache. Auf knapper Roman-/Novellenlänge hält die Sprache Schirachs der Herausforderung des neuen Formats nicht stand. Sie wirkt etwas fehlplatziert, manche Sätze hätten mE auch ein sorgfältigeres Lektorat vertragen. Das Buch wirkt wie ein "Erstling". Für einen Erstling sehr gut, aber doch nicht auf dem hohen Niveau, das man erwartet hätte.

Dennoch ist das Buch nicht schlecht: Von Schirach schafft es, mit seinen seltsamen Holzschnittfiguren eine packende Geschichte zu erzählen, das "feeling" des Buchs ist fast mit den Händen greifbar, die Schirach-Sprache, wenn auch manchmal etwas missglückt, verfehlt ihre Wirkung nicht. Dass das Buch letztlich auch ein schlauer und interessanter und darüber hinaus auch frischer (!) Beitrag zur Debatte über die Verarbeitung des Nationalsozialismus ist, macht die Sache noch interessanter.