Sonntag, 8. Dezember 2013

Ferdinand v. Schirach: Tabu

Ich halte von Schirach für einen begabten Schriftsteller mit großen Schwächen. Je mehr er sich in das Genre "Roman" vorwagt, desto klarer treten diese zu Tage. Das Buch ist leider nicht gut. Die Geschichte ist uninteressant (das ist wohl das entscheidenste Kriterium), undSchirachs Sprachstil trägt auch einfach nicht über eine solche Strecke. Vielleicht besinnt er sich ja und kehrt zur kurzen Form zurück, die ihm einfach viel mehr liegt.

Diehl u.a.: Rockerkrieg

Ich habe, glaube ich, noch kein Sachbuch gelesen, das qualitativ schlechter war. Recherche: mittelmäßig. Das meiste aus dem Internet zusammengeklaubt. Einige Zitate aus StA-Akten sollen dem Ganzen den Ruch des Recherchierten verleihen. Sprachlich eine völlig verunglückte Version des Spiegel-Stils. Kaum zu glauben, dass die Reporter dort ansonsten tätig sind. Zuletzt: Völlig unzureichend lektoriert. Ständige Wiederholungen, logische und zeitliche Sprünge - eine Katastrophe.

Samstag, 12. Oktober 2013

Clemens Meyer: Die Nacht, die Lichter

Unglaublich dicht, wahnsinnig intensiv und nah - fast autobiographisch, aber das stimmt dann wohl doch nicht. Ein Wenderoman, ein Jugendroman, ganz großes Kino.

Sonntag, 25. August 2013

Federico Baccomo: Abgekanzelt

Die Struktur des Buches erklärt sich wohl daraus, dass es ein Spin-off eines beliebten (Anwalts-)Blogs ist. Was aber als Blog ganz lustig ist funktioniert als Roman leider nur bedingt. Die ständige Wiederholung der Tristesse, in der sich der Protagonist befindet, die gleichen lahmen Witze etc. - das ist auf den ersten zwanzig Seiten leidlich witzig, dann müsste der Plot Fahrt aufnehmen, da Charakterzeichnung o.ä. den Job nicht übernehmen. Das passiert aber nicht.

Freitag, 23. August 2013

Thomas Thiemeyer: Die Stadt der Regenfresser

Ferienlektüre, etwas knalliges und einfaches war gesucht. Das habe ich auch gefunden, aber etwas "knalliger" als erwartet. 

Der Autor kommt offenbar aus der Jugendliteratur, was sich bereits an seiner Fabulierlaune festmachen lässt. Man merkt dem Buch an, dass jede Menge Überlegungen angestellt wurden, wie man den Plot spannender und einfallsreicher gestalten könnte. Andererseits scheint ein ausgeprägtes Sprachvermögen nicht zu den conditiones sine qua non eines Jugendbuchschriftstellers zu gehören. Die holzschnittartige Sprache, immer wieder mit schiefen Bilder oder Adjektivhäufungen versehen, lässt den verwöhnten Leser teilweise vor Schreck den Atem anhalten. Ich habe das Buch dennoch zu Ende gelesen, milde unterhalten von der ereignisreichen Geschichte. Den zweiten Band werde ich sicher nicht mehr zur Hand nehmen.

Dienstag, 30. Juli 2013

Donnerstag, 25. Juli 2013

Martin Suter: Allmen und die Dahlien

Ich sage es ungern, aber Vielschreiber Martin Suter hat bei diesem Buch vielleicht ein bißchen die Lust, zumindest aber der Esprit verlassen. War das Paar Allmen/Carlos in den ersten beiden Bänden der Serie noch frisch und neu, helfen die Marotten der beiden nicht mehr unbedingt, das Buch durch den schwachen Plot zu tragen. Natürlich liest sich das immer noch gut weg. Aber Herr Suter kann doch eigentlich mehr, wie er mit Büchern wie Die Zeit, die Zeit auch gerade noch bewiesen hat.

Sonntag, 7. Juli 2013

Walter Kempowski: Fünf Kapitel für sich

Die Reclam-Ausgabe fasst Kempowskis Literatur wunderbar zusammen. Ein kursorischer Überblick über sein Werk, zugleich aber eine qualitativ hochwertige Einführung in seine literarische Arbeitsweise.

Mittwoch, 1. Mai 2013

David Foster Wallace: Consider the Lobster

Nicht jeder Essay ist für den Durchschnittseuropäer auch interessant, da Wallace teilweise genuin amerikanische Themen (z.B. Wahlkampf X) behandelt, die auch nicht immer den Horizont in's Allgemeine öffnen.

Geöffnet werden einem allerdings die Augen. Intelligente Texte, formal und gedanklich inspirierend und neuartig, man hat immer wieder das Gefühl hier dem "nächsten großen Ding" der Literatur auf der Spur zu sein - wenn DFW nicht mittlerweile verstorben wäre.

Samstag, 13. April 2013

Helmut Krausser: Einsamkeit und Sex und Mitleid

Ein unterhaltsames, gut geschriebenes Buch. Witzig ist es auch. Ich bin eigentlich der Meinung, Krausser kann mehr als das.

Alex Rühle: Ohne Netz

Der Autor schreibt wunderbar und ein ein Talent für Lebensbetrachtung und schöne Miniaturen. Das Thema war allerdings entweder undankbar (ist ja auch nicht die spektakulärste Idee, von der man je gehört hat: Hey, ich mach jetzt mal das, was wir alle viele (die meisten) Jahre unseres Lebens gemacht haben. Nämlich ohne Internet sein) oder er wusste nichts draus zu machen - Mehrwert dieses Buchs: 0.

Lektüreschlüssel Tod in Venedig

Auch Thomas Mann kuckt ab.

Sonntag, 3. Februar 2013

Wolfgang Herrndorf: Tschick

Das ist ausnahmsweise wirklich ein Buch über Heranwachsende, das den Vergleich mit dem Fänger im Roggen verdient hat, was an dem besonderen Sound des Buches liegt, der ganz nah am "Fänger" ist. Zugleich schafft es Herrndorf, auch eine klare, realistische Sprache für einen Heranwachsenden von heute zu finden, die zu keinem Zeitpunkt facepalm-mäßig wirkt.

Abgesehen davon hat Herrndorf hier ein wunderbares Roadmovie geschaffen, eine deutsch-russische, eine hetero-schwule Geschichte geschrieben, viele Themen, die Liebe, die Freundschaft, die Welt und die Gesellschaft, alles ganz lässig, wie ein Cabrio-Ausflug im Frühling. Super.

Dienstag, 15. Januar 2013