Mittwoch, 29. Februar 2012

Philip Tingler: Fischtal

Tinglers erster echter Roman stellt eine positive Überraschung dar für all jene, die zuvor seine Essays und Stories gelesen haben. Sind letztere doch eher witzige Unterhaltungsliteratur, die auch gut in Magazinen aufgehoben sind, ist dieses Buch von literarischem Charakter.

Tingler erzählt die Geschichte seiner Familie in einem wunderbaren Ton zwischen Elegie und Ironie. Die Charaktere sind überaus liebevoll gezeichnet, das Bild der Familie als langsam zugrunde gehender Dynastie, mit den Großeltern larger than life, wird großartig transportiert. Auch die Stimmung des sterbenden West-Berlins, die hier die Parallele bildet, ist gekonnt eingefangen. Zuletzt ist der Roman eine einzige Verarbeitung von Tinglers Thomas-Mann-Erfahrungen. Das hätte natürlich tierisch in's Auge gehen können, ist aber mE sehr gut gelungen.

Die einzigen schwachen Momente sind die, in denen Gustavs Leben geschildert wird. Hier hält der Autor nicht durch und das Niveau sinkt hier und da - seltsam. Dennoch, ein tolles Buch, das auch mich oft genug an meine Kindheit hat zurückdenken lassen.

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