Freitag, 22. Oktober 2010

Misha Glenny: McMafia

Glenny hat hier ein glänzendes Beispiel angelsächsischen Journalismus abgeliefert. Persönlich, packend, exzellent geschrieben, politisch relevant. So würde man sich Reportagen öfer wünschen. Die kleinen Umwege, die Glenny geht (über seine persönlichen Rechercheerfahrungen), um später dann zu den Fakten zu kommen, sind oft eine wunderbare Idee, welche die Welt, die Glenny uns zeigt, noch einmal öffnet, farbig werden lässt. Am Stärksten sind die Kapitel über Osteuropa, hier zeigt sich doch, dass der Autor dort besondere Kenntnisse erworben hat. Aber insgesamt kann gelten: die Geschichten, die Glenny hier erzählt, haben mein Wissen sehr bereichert.

Was Glenny leider nicht schafft, ist es, eine Vision zu entwerfen, aus den Puzzlestücken ein klares Bild, eine knackige These zu formen. Dass die Mafia sich globalisiert, dass sie in teilen wie banale Wirtschaftsunternehmen denkt und handelt, das ist nicht unbedingt neu. Triaden, Cyberkriminalität - dort, wo Glenny uns mutmaßlich an die Grenzen zum Morgen führt, wird sein Vortrag neblig und irgendwie uninteressiert. Das lässt sich auch an seiner Rede bei TED gut ersehen: für eine Kurzthese ist das Buch nicht geeignet. Das macht aber nichts.

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